Neuseeland - Südinsel (Teil 1)

Auf der Südinsel angekommen, wollten wir uns in Picton sogleich über unser nächstes Vorhaben, die Marlborough Sounds per Bike zu erkunden, informieren. Auf der i-Site, so heissen die Visitor Information Center in Neuseeland, nahm man sich für uns sehr viel Zeit und klärte alle unmöglichen Varianten ab, ein Bike zu mieten. Zum Glück fanden wir
MarlboroughSounds
auf eigene Faust doch noch einen Vermieter, der nicht im Repertoire der i-Site war. So hatten wir einen superschönen Tag und erkundeten auf dem Queen Charlotte Track die Fjordlandschaft. Von den Marlborough Sounds ging’s direkt weiter in den Abel Tasman National Park. Nebst einigen Wanderwegen an Land lässt sich dieser Nationalpark auch ganz gut vom Meer aus entdecken. Genau dies hatten wir vor und buchten eine zweitägige Kajaktour. Mit einem Wassertaxi wurden wir zuerst an den Startpunkt gebracht. Danach hiess es paddeln. Unterwegs machten wir immer mal wieder Halt in einer Bucht, an einem Strand oder auf einer Insel. Auch Wildlife gab’s zu beobachten: Kormorane, Pinguine und überall Robben. Ein super Erlebnis!
Das Schöne an Neuseeland ist, dass man nicht weit fahren muss, um sich bei der nächsten Sehenswürdigkeit oder Wanderung die Füsse vertreten zu können. So auch diesmal: einen Nationalpark weiter unternahmen wir die nächste Wanderung. Ein Rundweg führte uns auf den Mount Robert mit Ausblick über den Nelson Lakes National Park. Übernachtet haben wir ebenfalls im Park am Lake Rotoroa, wo wir zum ersten Mal so richtig mit den neuseeländischen Plagegeister, den Sandflies, Bekanntschaft machten. Um nicht ganz zerstochen zu werden, verbrachten wir den Abend im Camper. Am Morgen wagten wir nochmals einen Anlauf. Samt Frühstück flüchteten wir aber bald von der Wiese auf den Bootssteg, was uns nebst etwas mehr Ruhe von den Biestern eine sehr schöne Sicht auf die Berge bescherte.
An der Westküste hielten wir am Cape Foulwind bei einer Seal Colony, machten einen Walk entlang der Klippen und besuchten die Pancake Rocks, Felsen die aufeinandergeschichtet aussehen wie Pfannkuchen. Schon bald verliessen wir die Küste
PancakeRocks
wieder und machten einen Abstecher landeinwärts zum Arthur’s Pass. Der Pass verbindet die Westküste mit Christchurch auf der Ostseite. Trotz seiner nur gerade gut 900 Meter über Meer ist er dennoch recht gebirgig und sieht an einer Stelle aus wie die Gotthard Nordrampe. Auch hier lässt es sich gut wandern und wir haben uns den Avalanche Peak ausgesucht. Vor Lawinen mussten wir uns zu dieser Jahreszeit nicht fürchten, die 1100 Höhenmeter auf knapp drei Kilometer haben wir aber auch tags darauf noch gut gespürt.
Der Küste entlang ging’s weiter zu Neuseelands berühmten Gletschern: dem Franz-Josef und dem Fox Glacier. Beide sind spektakulär in die Berglandschaft eingebettet, noch spektakulärer ist allerdings was Neuseeland-Tourismus daraus macht. Um nur einen Fuss auf das Eis zu setzten, muss man eine ganze Stange Geld locker machen, ganz zu schweigen von einem Flug darüber. Da wir aber Gletscher von zuhause kennen, machten wir nur einen kurzen Stopp und unternahmen die kurzen Walks zu den Aussichtspunkten. Weiter südlich überquerten wir die Southern Alps und fuhren nach Lake Wanaka. Auf einem Campground mit Blick auf den See gönnten wir uns eine Pause und genossen die Sonne. Dem Wetter zum Trotz, ein Besuch im Cinema Paradiso musste sein. Statt den üblichen Kinosesseln gab es Sofas und sogar ein alter Käfer, der Autokino-Feeling aufkommen lässt. Ein kultiges Kinoerlebnis.
Queenstown, die nächste Stadt, war wieder touristischer und behauptet von sich das „Global Adventure Capital“ zu sein. Und tatsächlich, die Liste an möglichen Aktivitäten mit garantierten Adrenalinschüben ist lang: skydiving, bungy-jumping, jetboating, rafting,… Wir waren natürlich auf der Suche nach etwas noch extremeren, etwas das sich sonst niemand zutraut. Wir liefen „zu Fuss“ auf den Hausberg (oder besser Hügel) von Queenstown, und dies obwohl es eine Gondel gibt.
Als wir sahen, dass die Wettervorhersage für den Fiordland Nationalpark gut war und es dort mit über sieben Metern Jahresniederschlag nicht an vielen Tagen schön ist, entschlossen wir uns, nicht wie geplant nach Glenorchy, sondern direkt ganz in den Süden zu fahren. Der Nationalpark besteht aus vielen Fjorden (Sounds) und imposanten Bergen, die aus dem Meer heraus steil auf über 1500 Meter ansteigen. Wir buchten eine overnight Cruise im Doubtful Sound. Bereits die Fahrt über den Lake Manapouri und die
DoubtfulSound
Fahrt nach Deep Cove waren sehr schön. Dort bestiegen wir die Sea Finn und an Bord erwartete uns gleich das Mittagessen: Crayfisch (Lobster), welcher Chris, unser Captain, zuvor frisch aus dem Meer gezogen hatte. Den Nachmittag verbrachten wir mit Kajaken. Angesichts der schier endlosen Felswände kam man sich im Kajak richtig klein vor. Wiederum gab’s viel Wildlife zu bestaunen: Delfine, Pinguine, Seals,… Anschliessend versuchten wir uns im Fischen. Während Thomas die Rute meist leer wieder hochzog, landete Seraina gleich einen Treffer und fing einen Blue Cod. Diesen gab es dann zum Abendessen. Einzige Störenfriede waren einmal mehr die Sandflies. Am nächsten Morgen erwartete uns mit den wolkenverhangenen Gipfeln und dem ruhigen, tiefen Wasser eine mystische Stimmung. Alles in allem war der Ausflug in den Doubtful Sound ein wahres Highlight.
Natürlich wollten wir uns aber auch den Milford Sound nicht entgehen lassen. Dieser ist über eine Strasse zugänglich und daher viel touristischer. Wir genossen vor allem die Fahrt den Seen entlang und durch Täler nach Milford Sound. Da wir aber bereits eine Bootsfahrt gemacht hatten, verzichteten wir hier darauf und fuhren am nächsten Tag weiter.